Kita-Werk schließt Einrichtung in Niendorf und warnt vor Systemkrise in der Kita-Finanzierung
Hamburg-Niendorf, 2. Oktober 2025
- Schließung der Kita Regenbogen aufgrund finanzieller Notlage
- Hamburger Gutscheinsystem offenbart Schwächen bei sinkenden Kinderzahlen
- Ev.-Luth. Kita-Werk Hamburg-West/Südholstein regt politische Reformen an
Das Ev.-Luth. Kita-Werk Hamburg-West/Südholstein muss zum 31. Dezember 2025 seine Kita Regenbogen in Niendorf schließen. Als Gründe nennt der Träger eine anhaltende Unterbelegung von zuletzt fast 50 Prozent, die zu untragbaren, sechsstelligen Jahresverlusten geführt hat. Der zum Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein gehörige Träger betont, dass dieser schmerzhafte Schritt kein Einzelfall sei, sondern symptomatisch für tiefgreifende Fehler im Hamburger Kita-Gutscheinsystem, das auf die aktuelle demografische Entwicklung nicht mehr reagiere.
Stark rückläufige Anmeldezahlen, hohe Verluste
Die Entscheidung zur Schließung der Kita Regenbogen sei unumgänglich gewesen. Die Einrichtung ist aktuell nur noch etwa zur Hälfte ausgelastet. Auf 10 Besichtigungen im letzten halben Jahr kam nur eine einzige neue Anmeldung. In den vergangenen zwei Jahren sank die Zahl der angemeldeten Kinder zudem um mehr als 25 Prozent. Diese Entwicklung spiegelt den bundesweiten Trend sinkender Geburtenraten wider, der auch vor Hamburg nicht haltmacht.
Peer Schmidt-Ohm, Geschäftsführer des Kita-Werks, erklärt dazu: „Die Schließung der Kita Regenbogen ist für uns ein schmerzhafter Schritt, den wir gern vermieden hätten und der uns sehr leidtut – vor allem für die Kinder, Eltern und Mitarbeitenden. Wir sind uns der Belastung bewusst, die diese kurzfristige Entscheidung für die Familien bedeutet.“
„Vor dem Hintergrund der strukturellen Unterfinanzierung durch das Hamburger Kita-Gutscheinsystem sowie eines signifikanten Rückgangs der Kinderzahlen ist das jährliche sechsstellige Defizit der Kita Regenbogen eine Belastung, die hinzunehmen im Hinblick auf das große Ganze unternehmerisch unverantwortlich wäre. Diese Schließung ist kein Einzelfall in Hamburg und damit ein klares Alarmsignal an die Politik“, so Schmidt-Ohm.
Schließung der Kita ist das Symptom eines größeren Problems
Das Hamburger Gutscheinsystem wurde für Wachstum konzipiert und bestraft vor allem kleine, etablierte Kitas in einer Zeit sinkender Kinderzahlen. Das System funktioniert nur bei nahezu voller Auslastung und lässt Träger mit dem gesamten wirtschaftlichen Risiko allein. Das seit 2003 bestehende Gutscheinsystem wurde nie grundlegend an die heutigen Realitäten angepasst. Steigende Personal- und Sachkosten werden nicht ausreichend abgebildet. Langjährige Träger mit älteren Bestandsgebäuden und nicht selten langjährigen – und damit teureren – Beschäftigten sind dabei strukturell benachteiligt.
Das System fördert zudem einen unkoordinierten Ausbau, der oft am tatsächlichen Bedarf vorbeigeht, anstatt die bestehende, qualitativ hochwertige Landschaft zu sichern oder bei solchen massiven Veränderungen zu begleiten. So werden zurzeit trotz der allgemeinen Marktentwicklungen neue, große Kitas genehmigt.
Gestaltung eines guten Übergangs für die Kinder
Trotz der schwierigen Lage übernimmt das Kita-Werk die volle Verantwortung für die betroffenen Familien und Mitarbeitenden. Oberste Priorität hat die Gestaltung eines guten Übergangs für die Kinder. Peer Schmidt-Ohm dazu weiter: „Wir stellen jedem Kind einen Platz in einer unserer nahegelegenen Kitas bereit.“ Um die persönliche Bindung und die Eingewöhnung zu erleichtern, sollen vertraute Erzieherinnen die Kinder in die neuen Einrichtungen begleiten. Auch für alle Mitarbeitenden wird es eine gute Weiterbeschäftigung innerhalb des Kita-Werks geben.
Das Kita-Werk appelliert an die Hamburger Politik, dringend einen Dialog über eine grundlegende Reform der Kita-Finanzierung zu starten. Nötig sei ein System, das auch in Zeiten des demografischen Wandels die Vielfalt und Qualität der Hamburger Kita-Landschaft sichert und nicht gefährdet.